Ein Tag im Ganztag

Liebe Eltern,

den Schulunterricht am Vormittag kennen Sie aus eigener Erfahrung, auch wenn sich Zeiten und Gebräuche ändern. Wir alle hatten damals irgendwann gegen Mittag die letzte Schulstunde hinter uns gebracht und sind hungrig und mit einem Ranzen voller Hausaufgaben nach Hause gegangen.

Seit dem Schuljahr 2013/14 ist das für die meisten Schüler an unserer Schule komplett anders. Sie nutzen die kostenlose Ganztagsbetreuung an Schulen (GBS) und verlängern ihren Tag in der Schule bis 16 Uhr – freiwillig und mit Begeisterung!

Aber was genau ist diese GBS und wie sieht das Ganztagsangebot für die Kinder konkret an unserer Schule aus? Wir möchten Sie einladen, uns einen Nachmittag lang zu begleiten. Natürlich sind alle Gruppen unterschiedlich, haben ihre eigenen Rituale und Besonderheiten – aber so oder so ähnlich könnte ein Nachmittag an unserer Schule aussehen….

(Übersicht aus dem Schuljahr 2022/23)

Moin! Ich bin Erzieher an der Grundschule Ballerstaedtweg. Nach einer kurzen Dienstbesprechung zur Peilung der aktuellen Lage im Kollegenkreis komme ich gegen 12:50 Uhr in meine Klasse, in der gerade die Hausaufgaben verteilt werden. Kurze herzliche Begrüßung und erster Informationsaustausch. Haben die Kinder etwas ganz besonders Wichtiges auf dem Herzen? Und dann verabschieden wir schon die wenigen „Nicht-GBS-Kinder“ und starten direkt in unseren GBS-Nachmittag.

Für meine Gruppe heißt das: wir kümmern uns zunächst um die Hausaufgaben. Das nennt sich „Lernzeit“ und wir planen 45 Minuten dafür ein. Bei den unteren Jahrgängen ist die Lernzeit natürlich kürzer. Wir nutzen diese Lernzeit sehr intensiv, können Fragen gemeinsam klären und dort unterstützen, wo es Unterstützung braucht. Sehr gern helfen Kinder, die ihre Aufgaben bereits angeschlossen haben, anderen Kindern.

Ich bin immer wieder begeistert, wie konzentriert und motiviert die Kinder die Lernzeit nutzen – immerhin haben sie schon fünf anstrengende Schulstunden hinter sich! Aber es ist eins unserer vielen Rituale: in der Lernzeit verhalten wir uns so rücksichtsvoll. dass alle Kinder sich auf ihre Aufgaben konzentrieren können.

Irgendwann geht der Blick dann aber doch häufiger zur Uhr und die Vorfreude auf die nächste Aktion steigt merklich an: das Mittagessen! Manche bezeichnen es auch als den Höhepunkt des Tages! Aber das weiß man so richtig natürlich erst nach dem Essen. Also lautet die wichtigste Frage: was steht heute auf dem Speiseplan? Aufgeregt lauschen die Kinder meiner Ansage. An besonders guten Tagen könnte die lauten: Nudeln jeglicher Art mit leckerer Sauce, ersatzweise Burger zum Selbstbelegen, als Nachtisch Schokoladenpudding. Langanhaltender Jubel und Beifall!

In der Schule haben wir drei Mensen, die im „Zwei-Schicht-Betrieb“ genutzt werden. Während wir in der Lernzeit sitzen, gehen die unteren Jahrgänge („die Kleinen“) als erste zum Mittagessen. So können wir allen Kindern ausreichend Zeit und eine angenehme entspannte Atmosphäre bieten.

Wir essen in unserer Mensa gemeinsam mit zwei anderen Gruppen. Trotz der vielen Kinder ist es nicht so laut und trubelig, wie man denken könnte. Um die Kinder auf das Essen einzustimmen stehen wir vor dem Eingang beieinander und raunen uns einmal betont langsam das Wort „Res-tau-rant“ zu. Wir müssen immer darüber lachen, weil es eigentlich ganz schön albern ist – aber es funktioniert. Die anderen Erzieher:innen haben sicher auch irgendwelche „geheimen Tricks“.

In der Mensa sitzen wir alle zusammen an langen Tischen. Ich hole das Essen in Schüsseln von der Küche ab, während die Kinder den Tisch decken. Da sind wir längst ein perfekt eingespieltes Team. Das gilt übrigens auch für die Damen in der Küche, die sich richtig ins Zeug legen, um es uns Tag für Tag so lecker und angenehm wie möglich zu machen.

Bei Tisch bedient sich jedes Kind selbst. Gemüse wird meist verschmäht. Nachfragen bei den Eltern ergeben, dass es zuhause ebenso ist. Wir brauchen eine Gemüse-Offensive im Land! Nachtisch geht hingegen immer, am liebsten in Form von Pudding oder Joghurt.

Beim Essen haben wir bereits Pläne für den weiteren Verlauf des Nachmittages diskutiert. Noch schnell gemeinsam den Tisch abräumen und dann raus auf den Schulhof zum Toben.

Am Nachmittag gibt es neben Lernzeit, Mittagessen und freiem Spiel noch eine Vielzahl weiterer Angebote für die Kinder:

    • Schulische Förderkurse
    • Herkunftssprachlicher Unterricht
    • Ganz- oder halbjährige Schul- und GBS-Kurse von Hip-Hop bis Handwerken, die die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern aus einem Kurswahlheft aussuchen

Und dann gibt es auch noch die Kinder, die tageweise schon um 15 Uhr die Schule verlassen, beispielsweise weil sie privat zum Schwimmen, Klavierunterricht oder Fußballtraining gehen. Als Erzieher:in benötigt man einen Manager-Kalender, um bloß keinen Termin zu verschusseln. Aber die meisten Kinder blicken ganz genau durch und haben nicht nur ihre eigenen Termine im Kopf, sondern auch die ihrer Freunde.

Seit Beginn des Schuljahres 2019/20 haben wir noch ein weiteres Angebot für die Kinder etabliert, die „Happy Hour“ [Achtung: Der Name wurde inzwischen geändert: erst auf DiMiDo, nun neutral auf „Offenes Nachmittagsangebot“]. An drei Tagen in der Woche bieten wir Erzieher:innen Kreativ-Angebot an, für die die Kinder sich ganz spontan und freiwillig am jeweiligen Tag entscheiden können. Wer dazu gerade nicht so den richtigen Nerv hat tobt einfach frei auf dem Schulhof. Mehr über die Happy Hour finden Sie hier auf der Homepage.

Heute ist Montag und deshalb keine Happy Hour. Ein Blick auf die Uhr zeigt: 14:45 Uhr. Das Wetter ist leidlich gut (für die Erzieher:innen könnte es ein bisschen wärmer sein!) und die Kinder haben beschlossen, auf dem Schulhof zu bleiben. Mehrheitsbeschluss, ist für die Erzieher:innen bindend. Egal, Bewegung wärmt. Und die Kinder benötigen Spiel-Material. Wenn diverse Trampoline, Klettergerüste, Schaukeln, Recks und Rutschen nebst Rollern, Stelzen und Bollerwagen nicht ausreichen, die Sandkiste mit ihren „Fantastillionen“ an Förmchen und Löffelchen und Schäufelchen gerade besetzt ist, weil sich emsige Vorschulkinder zielstrebig zum Mittelpunkt der Erde graben, die große Spielwiese auch nicht zum Bolzen einlädt – dann lassen sich die Erzieher:innen etwas einfallen. In der Klasse gibt es garantiert noch so einige Schätze zu heben. Wie wäre es mit den Tennisschlägern? Oder der Malkreide? Vielleicht Gummitwist oder das Springseil („verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden“). Nicht? Ach, die Kinder möchten jetzt doch lieber in die Klasse und Gruselgeschichten erzählen….

An einem anderen Tag waren wir vielleicht im Bewegungsraum und haben uns so richtig ausgetobt. Oder wir waren im Kunstraum und haben mit Kohle, Scriptol oder Wachsmalstiften gemalt. Oder wir waren in der Turnhalle und sind atemberaubende Parcours geklettert. Oder wir waren in der Klasse und haben gebastelt. Oder….

Und so geht der Nachmittag meistens viel zu schnell vorbei und die Kinder würden am liebsten noch länger bleiben. Aber zuhause warten ja Mama und Papa gespannt auf ihre Kinder und die Geschichten, die diese aus der Schule mitbringen.

Übrigens:

    • Weitere Informationen zum Mittagessen und unserem Caterer finden Sie hier.
    • Unsere regelmäßig erscheinende GBS-Zeitung finden Sie hier.
    • Eine wunderschöne Galerie zu unserer Aktion „Kinderbilder für die Schul-Homepage“ finden Sie hier.